Rund um den Igel
Rund um den Igel
Herbstzeit ist Igelzeit – die Auffangstationen sitzen voll, in Tierarztpraxen häufen sich die Anfragen und Vorstellungen der kleinen Stacheltiere und manch einer steht etwas ratlos da, wenn er einem Igel begegnet. Daher möchten wir uns in den nächsten Tagen diesem Thema widmen und mit den gängigen Irrtümern aufräumen, sowie praktische Tipps und Informationen an die Hand geben.
Kleine Igelkunde
Igel gehören zu den besonders geschützten Arten und sind nachtaktive Insektenfresser (Käfer, Larven, Würmer, Spinnen, Schnecken,..), die als Einzelgänger große Reviere bewohnen, welche sich oft mit denen weiterer Igel überschneiden. Vor allem in Hecken, Gebüsch, Bodendeckern, Laub- und Reisighaufen fühlen sie sich wohl. Erwachsene Igel haben eine Körperlänge von ca. 25cm, wiegen 800-1500g und besitzen um die 7000 Stacheln. Männchen (die man an der knopfförmigen Penisöffnung im Nabelbereich erkennt) sind im allgemeinen größer und schwerer als Weibchen. Geruchssinn, Gehör und Tastsinn sind beim Igel sehr fein entwickelt, während das Sehvermögen eher mäßig ist. In freier Wildbahn erreichen sie meist nur ein Durschnittsalter von zwei bis vier Jahren. Daran sind weniger die natürlichen Feinde (Uhu, Fuchs, Dachs, Hunde, Katzen..) Schuld, als viel mehr der Mensch durch seine vielfältigen Eingriffe in die Natur.
Die Paarungszeit der Igel liegt zwischen Mai und August. Nach einer Tragzeit von ca. 5 Wochen werden die meisten Igel in August und September geboren. Die Jungen kommen nackt, blind und mit einem Gewicht von ca. 20 Gramm zur Welt und werden von der Mutter ungefähr sechs Wochen lang gesäugt, bevor sie selbstständig werden. Mit 3-4 Wochen beginnen sie, das Nest zu verlassen und auch festere Nahrung aufzunehmen.
Igel gefunden – woher weiß ich,ob er Hilfe braucht?
Ein gesunder Igel darf der Natur nicht entnommen werden. Doch wie kann man beurteilen, ob ein Igel gesund ist, oder ob er Hilfe benötigt? Grundsätzlich kann man sagen, dass verwaiste Igelsäuglinge, verletzte, kranke Igel und solche, die nach Wintereinbruch herumlaufen, höchstwahrscheinlich auf Hilfe angewiesen sind
Wenn ein Igel also sehr klein ist und/oder sogar noch geschlossene Augen und Ohren hat und sich kühl anfühlt, sollte er aufgenommen werden. Sind Verletzungen zu sehen oder wird ein eingesperrter Igel befreit (z.B. aus Gruben, Lichtschächten o.Ä.), ist meistens ebenfalls ein Eingreifen notwendig. Auf eine Erkrankung deutet hin, wenn Igel tagsüber unterwegs sind, apathisch wirken, sich kaum einrollen und/oder mager sind (Einbuchtungen hinter dem Kopf). Auch ein Befall mit Fliegeneiern und Maden sollte behandelt werden. Nach Wintereinbruch sollte ein gesunder Igel gut genährt im Winterschlaf sein. Um diese Zeit herumirrende Igel sind meist krank, schwach und/oder unterernährt und somit ebenfalls auf Hilfe angewiesen.
Wenn also ein Igel aufgefunden wird, sollte anhand der im vorherigen Beitrag beschriebenen Punkte festgestellt werden, in welchem Zustand er sich befindet. Neben Fundort und -zeit sollte vor allem Gewicht und Geschlecht, sowie Körpertemperatur bestimmt werden.
Des Weiteren wird der Igel auf Verletzungen kontrolliert. Indem man sanft über den Rücken streicht, kann man den Igel dazu bringen, sich auszurollen.
Gegen Unterkühlung sollte dem Tier eine Wärmflasche, von einem Handtuch umwickelt, angeboten werden. Eventuell vorhandene Parasiten (Zecken, Flöhe, Fliegeneier, Maden,..) sollten entfernt werden.
Zur Erstversorung sollte dem Tier frisches Trinkwasser zur Verfügung gestellt werden (keine Milch!). Falls ein krankes oder geschwächtes Tier nicht selbstständig trinken kann, kann mit einer kleinen Spritze tröpfchenweise lauwarmer Fencheltee eingegeben werden.
Hunde- oder Katzendosenfutter, sowie Rührei oder kurz gebratenes Hackfleisch eignen sich als erste Nahrungsquelle.
Die Versorung eventueller Wunden, sowie gegebenenfalls eine medikamentöse Therapie sollte nur von Fachleuten durchgeführt werden. Daher sollte ein hilfsbedürftiger Igel spätestens nach der beschriebenen Erstversorgung einem Tierarzt oder einer Igelstation vorgestellt werden.
Den Igeln zuliebe..
Wir alle können dazu beitragen Igel zu schützen, indem wir den gemeinsamen Lebensraum achtsam mit ihnen teilen. Dazu gehört beispielsweise, Laubhaufen und Hecken gerade im Herbst nicht umzusetzen oder zu roden. Im eigenen Garten können gezielt Rückzugsorte geschaffen werden, die die Igel oft gerne annehmen. Beispielsweise können Teile des Gartens ungemäht bleiben und Laub dort liegen gelassen werden.
Es sollten Durchgänge zu Nachbargärten bestehen. Gifte und Kunstdünger sollten wenn möglich nicht zum Einsatz kommen.
Eine sehr große Gefahrenquelle stellen außerdem Mähroboter dar. Falls auf deren Einsatz nicht verzichtet werden soll, sollte man deren Aktivität auf die Tagesstunden verlegen, um eine Kollision mit den nachtaktiven Tieren zu vermeiden.
Für detailliertere Infos und weitergehenden Rat empfehlen wir den Verein pro-igel e.V. (www.pro-igel.de)